In der Natur Details festhalten
Vielleicht hattest du auf einer Reise auch mal so einen erhabenen Anblick vor dir – und warst dann enttäuscht, als der auf den Fotos nicht so aussah?
Fotografie gab es zu Friedrichs Zeit nicht, stattdessen zeichnete er. Er versuchte gar nicht, das große Ganze, das Erhabene künstlerisch zu erfassen, sondern konzentrierte sich lieber auf die Details. Wenn er ein Motiv fand, das ihn interessierte, setzte er sich – vielleicht auf einen Baumstumpf. Er beobachtete genau, zeichnete akribisch und erforschte Sträucher, Felsen, Bergketten mit feinen Linien.
Gegenüberstellung von Zeichnung und Gemäldedetail
Caspar David Friedrich, Felsige Kuppe, 3. Juni 1813, Bleistift auf Velin (beschnitten), 11,1 x 18,6 cm, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Später im Atelier fügte Friedrich diese Einzelstudien zu einem neuen Gesamtbild zusammen. Seinen Arbeitsprozess beschrieb er folgendermaßen:
Erst wenn Friedrich sein Bild genau vor Augen hat, beginnt er zu malen. Häufig fügte er Zeichnungen seiner Reisen zusammen und erfand Neues hinzu. Eine Art Photoshop im Kopf also.
Im Wanderer verstecken sich viele seiner Naturzeichnungen, die er im Elbsandsteingebirge anfertigte. Kunsthistoriker*innen können heute noch recht genau bestimmen, von wo aus Friedrich welche Zeichnungen anfertigte.
Weil die einzelnen Elemente der Landschaft neu zusammengefügt, komponiert werden, heißt sie auch Kompositlandschaft.
Als Ganzes gibt es diese Landschaft aber nicht.
Vielleicht ist es sogar genau das, was an seinen Gemälden heute besonders fasziniert: Das Verhältnis von seinen Beobachtungen, seinen Vorstellungen und dem, was er schließlich als Bild daraus macht. Ein neues Bild, aus verschiedenen Bildern zusammengesetzt – das begegnet dir sicher heute auch öfter, Stichwort Künstliche Intelligenz und Fake News…